6 Tipps, um online Falschinformationen zu umgehen
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Apps, Webseiten und Online-Medien können toll sein, um Neuigkeiten, Life-Hacks und Unterhaltung zu finden. Aber bei all diesen Inhalten kann es schwierig sein, Ablenkungen zu ignorieren und das zu finden, was Du wirklich suchst.
Dazu kommt, dass sich zwischen Fakt und Fiktion nicht immer leicht unterscheiden lässt, wenn Du online auf ein Video, Bild oder einen Artikel stößt. Von Persönlichkeits-Quizzen, die ein Profil von Dir erstellen, bis hin zu reißerischen Schlagzeilen oder veränderten Fotos, die Dich von einer völlig anderen Realität überzeugen können – was Du online siehst, ist nicht immer das, was es zu sein scheint.
Der Zugang zu solch einer Fülle an Informationen kann zugleich Segen und Fluch sein. Problematisch wird es, wenn etwas nicht eindeutig gekennzeichnet oder irreführend ist. Denn dann wird es schwierig zu erkennen was Sache ist. Wir sprechen nicht nur von „Fake News“ oder politischer Werbung … Auch eine alberne Fotofilter-App wurde nicht aus den Gründen entwickelt die Du meinst. Die beste Verteidigung ist es, sich kritische Fragen zu stellen. Dadurch lernst Du den Unterschied zwischen einer harmlosen Satire und einer Täuschung zu erkennen, zwischen Inhalten die absichtlich irreführend sind, und solchen die nur schlecht recherchiert sind zu unterscheiden, sowie Warnsignale und unzuverlässige Quellen zu erkennen.
In diesem Daten-Detox erfährst Du mehr zu Themen und Schlagwörtern rund um Falschinformationen und bekommst Ratschläge, wie Du Dir Deinen Weg durch all das bahnen kannst, was dort draußen lauert.
Los geht’s!
1. Deine Macht, Wellen zu schlagen
Liken, teilen, retweeten, reposten – all diese Aktionen beschreiben wie Du mit dem, was Du online siehst, umgehst. Und Deine Interaktionen bleiben nicht ohne Folgen. Wenn genügend Leute auf Videos, Bilder oder Posts reagieren, verbreiten sie sich schnell und werden laut Definition „viral“.
Nimm Dir einen Moment Zeit und frage Dich einmal Folgendes: „Wie werde ich online beeinflusst?“ Wann war das letzte Mal, dass Du einen schockierenden oder lustigen Artikel, eine Schlagzeile, ein Video oder Bild gesehen hast, und diesen Inhalt innerhalb von Sekunden an Deine Freunde weitergeleitet hast? Forscher haben herausgefunden, dass die Geschichten und Bilder die am wahrscheinlichsten viral werden, diejenigen sind, die in Dir Gefühle wie Angst, Abscheu, Schrecken, Wut oder Sorge auslösen. Fühle Dich jetzt aber nicht schlecht, wenn Du genau das erst heute Morgen getan hast!
Schon gewusst? Teilen kann einen Schneeballeffekt auslösen. Wenn eine Person einen Artikel mit 10 Freunden teilt, und diese ihn wiederum mit 10 von ihren Freunden teilen, hat er innerhalb weniger Sekunden schon über 100 Leute erreicht. Dies macht es sehr schwierig, etwas zurückzunehmen oder Fehler zu korrigieren.
Teilen macht Freude
Teilen ist eine Form der Teilnahme. Wenn Du etwas teilst, ganz egal was, spielst Du eine Rolle bei der Möglichkeit, dass es viral werden könnte. Und wenn es sich dann beispielsweise als Fake herausstellt, soll dann wirklich Dein Name und Dein Ruf damit in Zusammenhang gebracht werden? Bevor Du etwas teilst, solltest Du darüber nachdenken, ob Du damit vielleicht eine Unwahrheit, etwas Destruktives oder Toxisches verbreitest.
2. Denke zweimal darüber nach, ob Du an einem Persönlichkeitstest teilnimmst
Wann hast Du das letzte Mal ein Quiz gesehen (entweder als Text oder Fotofilter), das so oder ähnlich hieß:
- Aus welchem Jahrzehnt stammst Du?
- Was ist Dein spirituelles Tier?
- Welcher Disney-Schurke bist Du?
- Wie sieht Dein perfekter Urlaub aus?
- Welcher Charakter aus Game of Thrones bist Du?
- … Und die Liste lässt sich beliebig fortsetzen!
Obwohl es sein kann, dass es sich dabei um ein lustiges Quiz gehandelt hat, das nur als Zeitvertreib für Dich gedacht war, besteht auch die Möglichkeit, dass die Fragen mit Bedacht erstellt wurden, um Daten zu sammeln und basierend auf sogenannten psychometrischen Mustern Deine Persönlichkeit in eine Kategorie einzuordnen. Die am weitesten verbreitete Skala zur Erstellung psychologischer Profile bewertet Deine Persönlichkeit anhand von fünf Eigenschaften: Offenheit (openness), Gewissenhaftigkeit (conscientiousness), Extraversion (extraversion), Umgänglichkeit (agreeableness) und Neurotizismus (neuroticism) (auch als OCEAN zusammengefasst). Auf diese Weise sollen Du und Leute wie Du effektiv angesprochen werden.
Schon gewusst? Das war genau die Art Persönlichkeitstest, mit der Facebook und Cambridge Analytica Ärger bekamen, da sie damit Profile erstellt und Nutzer anvisiert haben, ohne dass diese davon wussten.
Deine Antworten bei einem Quiz wie „Welcher Simpsons-Charakter bist Du?“ zusammen mit Deinen anderen Angewohnheiten, die eventuell durch Deinen Browser, Apps oder ähnliche Dinge wie Kundenkarten verfolgt werden, können Datenanalysten ein Bild davon vermitteln, was für ein Typ Mensch Du bist. Was Dir am Herzen liegt und wie Du Dich dazu beeinflussen lassen kannst, zum Beispiel ein Paar Schuhe zu kaufen … Oder sie erstellen damit sogar ein Profil von Dir, auf dessen Grundlage sie versuchen, Dich zu beeinflussen, bei den nächsten Wahlen eine bestimmte Entscheidung zu treffen.
Verrate weniger von Dir
Wenn Du an private Information denkst, kommen Dir wahrscheinlich als Erstes Deine Passwörter, IDs und Bankverbindung in den Sinn. Aber Informationen über dich, beispielsweise, wovor Du Angst hast, was Dich nervt oder Deine Ambitionen sind ebenso persönlich. Diese Details können für Datenanalysten sehr wertvoll sein, da sie ihnen verraten, was Dich als Menschen ausmacht. Denke gut darüber nach, bevor Du solche Informationen in einer Umfrage oder einem Quiz preisgibst.
Finde hier Tipps, wie Du im Vorfeld einer Wahl ein Daten-Detox durchführen kannst.
3. Lass Dich nicht ködern
- „Diese Beauty-Tricks wirst Du nicht für möglich halten (Nummer 5 ist schockierend!)“
- „Unglaublich! Das hat sie jeden Tag gegessen und jetzt …“
- „Mann gegen Hai: Was dann passiert, wird Dich verblüffen …“
Wann hast Du das letzte Mal auf eine Überschrift oder ein Video geklickt, das so ähnlich klang? Vielleicht wurde Dir etwas versprochen, Du aber zu einem Inhalt geführt, der ganz anders war, als Du erwartet hattest? Möglicherweise klang die Überschrift aufregend, aber der Artikel war in Wirklichkeit ziemlich fad. Im Endeffekt warst Du weder schockiert noch verblüfft.
Das liegt daran, dass Du geködert wurdest, um auf den Link zu klicken.
Klickköder (Clickbait) ist ein Begriff, der zur Beschreibung von sensationslüsternen, unehrlichen oder frei erfundenen Überschriften verwendet wird, die das Ziel verfolgen, Leute dazu zu verleiten, auf die Überschrift oder den Link zu klicken. Je mehr Aufmerksamkeit ein Artikel, Video oder Bild erzeugt, desto mehr Geld kann damit verdient werden. Das bedeutet, dass die Verantwortlichen eine Motivation haben, alles zu behaupten, was nötig ist, damit Du auf ihren Content klickst oder ihn teilst.
Basierend auf dem Persönlichkeitsprofil, das die Plattformen, die Du nutzt (wie Facebook und Instagram), von Dir erstellen, kannst Du auf Dich zugeschnittene Überschriften zu sehen bekommen, die Deine Emotionen auf eine Weise wecken, die Dich zum Anklicken bringt.
Klick-Köder lassen sich zusammen mit Falschinformationen finden, aber nicht immer. Sobald Du damit beginnst, Klick-Köder Überschriften als solche zu erkennen, wirst Du sie überall auf YouTube, in Blogs und Boulevardblättern finden.
Gehe ihnen auf den Grund
Wenn Dir Clickbait begegnet, dann mache nicht bei der Überschrift halt. Wenn es wie ein sicherer Link aussieht, klick Dich doch einmal in den Artikel und finde heraus, wer der Autor ist, wann er veröffentlicht wurde, und auf welche Quellen er sich stützt. Es kann auch sein, dass Du in dem Artikel einen Hinweis darauf findest, dass es sich um bezahlten Inhalt oder Werbung handelt. Vielleicht ist er auch als Stellungnahme kategorisiert. Diese Informationen können Dir dabei helfen zu beurteilen, ob er Deine Energie wert ist.
4. Achte auf Fakes
Deepfakes sind Videos, Audioclips oder Bilder, die digital verändert wurden, typischerweise jemandes Gesicht oder Bewegungen zu ersetzen, oder seine Aussagen zu ändern. Obwohl „Deepfakes“ ein relativ neuer Begriff ist, gibt es sie tatsächlich in der ein oder anderen Form schon seit langer Zeit (beispielsweise das Foto von den „Cottingley Fairies“ aus dem Jahr 1917 oder im Film Forrest Gump von 1994). Noch einfacher ist es, sogenannte Cheap Fakes zu erstellen – irreführende Inhalte, die keine anspruchsvolle Technologie benötigen, sondern ganz einfach fabriziert werden können, indem man einem Foto oder Video eine falsche Überschrift gibt, oder veraltetes Material benutzt, um ein aktuelles Geschehnis darzustellen.
2019, auf dem Höhepunkt der Waldbrände im Amazonasgebiet in Brasilien, teilten Prominente und Politiker wie der französische Präsident Emmanuel Macron Bilder von verwüsteten Wäldern … Es waren nur nicht die richtigen. Mother Jones fand heraus, dass die Fotos, die sich am meisten verbreiteten, nicht von den Bränden 2019 in Brasilien stammten, sondern bis ins Jahr 1989 zurückreichten.
Wie konnte das passieren? Das gängigste Szenario ist, dass eine Quelle mit guten Absichten Zeitdruck hatte, nicht genug recherchierte und sie online veröffentlichte. Dann kam es zu einem Dominoeffekt, durch den sie viral wurden, bevor der Fehler korrigiert werden konnte.
Es mag unmöglich erscheinen, Fakes wirkungsvoll zu bekämpfen, aber es gibt etwas Wesentliches, was Du tun kannst: Lass Dich nicht mitreißen.
Lass Dich nicht mitreißen und forsche nach
Es ist genau wie bei Clickbait: Nimm nichts einfach so als Fakt hin. Wenn ein Video oder Foto, das Du gesehen hast, überraschend oder unfassbar erscheint, dann werde Dir dieses Gefühls bewusst und frage Dich, ob nicht mehr dahinter stecken könnte. Andernfalls kannst Du es als Anstoß nehmen, zur Quelle vorzudringen, wenn Du bemerkst, dass dasselbe Bild Deinen Feed überschwemmt oder mehrfach mit Dir geteilt wurde.
Dann wirst Du weitere Fragen stellen: Wer hat es veröffentlicht? (Welche Webseite, wer war der Autor?) Wann wurde es veröffentlicht? Wenn es sich um ein Bild handelt, kannst Du auf TinEye eine umgekehrte Bildsuche starten und sehen, wo du es sonst noch finden kannst.
Überprüfe auch andere vertrauenswürdige Nachrichtenquellen, bevor Du etwas als echt einstufst und mit Deinen Freunden und Deiner Familie teilst.
5. Suche die Wahrheit im Internet
Der Begriff „Fake News“ beschreibt eine ganze Bandbreite an ungenauen oder irreführenden Informationen, welche auch Satire, schlecht recherchierten oder nicht verifizierten Inhalt, Täuschungen und Betrug beinhalten. Fake News verbreiten sich nicht immer mit bösen Absichten. Aber ungeachtet des Grundes aus dem sie geteilt werden, ist das Ergebnis im Wesentlichen dasselbe: Die Leute, die sie erhalten, halten etwas Falsches für wahr, oder glauben an ein Ereignis, das es nicht gab.
Im besten Fall ist es ein lustiges Meme. Im schlimmsten Fall ist es ein falscher Gesundheitshinweis oder eine unwahre politische Information.
Auch wenn Du Dein Bestes unternimmst, die Artikel, die du liest, zurückzuverfolgen und kritisch zu hinterfragen, kann es sein, dass ein Gefühl der Verwirrung zurückbleibt. Aber vergiss nicht: Damit bist Du nicht allein!
Alle müssen mit anpacken
Nur weil eine Webseite nicht zu ihren Fehlern steht, bedeutet das nicht, dass keine Fehler gemacht werden. Tatsächlich sind die verlässlichsten Veröffentlichungen diejenigen, die besonders vorsichtig im Umgang mit der Wahrheit sind und Leute oder ganze Abteilungen einstellen, deren einzige Rolle darin besteht, Fakten zu überprüfen.
Suche nach Quellen, die Korrekturen herausgeben, wenn ihnen ein Fehler unterlaufen ist. Noch besser ist es, wenn die Korrektur direkt über dem Artikel zusammengefasst und in den sozialen Medien geteilt wird, damit Du nicht allzu lange danach suchen musst.
Es gibt Online-Werkzeuge, die Dir helfen können. PolitiFact und Snopes bekämpfen Falschinformationen, indem sie Autoren, Redakteure und andere einstellen, die Gerüchte und Klatsch überprüfen. Plug-ins wie NewsGuard, TrustedNews,, und das Official Media Bias Fact Check Icon zeigen Dir Bewertung, Einstufung und Berichte von jeder Newsseite, die Du besuchst. Diese Informationen kannst Du dann benutzen, um für Dich selbst zu entscheiden.
Vielleicht möchtest Du die Nachforschungen sogar in die eigene Hand nehmen. Du kannst dafür The Kit von Tactical Tech benutzen, um Dir bei der sorgfältigen Verifizierung zu helfen.
6. Lass Deine Filterblase platzen
Nachdem Webseiten ein Profil von Deinen Interessen erstellt haben, kann es sein, dass Du Dich in einer Filterblase wiederfindest. Das ist der Fall, wenn Dienste Dir weitere Geschichten anbieten wie die, die Du bereits angeklickt hast. Inwiefern beschränkt oder verändert das, was Du mitbekommst?
YouTube ist das augenscheinlichste Bespiel einer Plattform, die Inhalt basiert, anhand dessen was du Dir bereits anschaust, Empfehlungen anderer Inhalte angibt (auch bekannt als „algorithmisches Kuratieren“). Jedoch finden sich ähnliche Systeme auch bei Netflix, Spotify, auf den Explore-Pages von Instagram und Twitter, in Deinem Facebook-Feed und auf Amazon.
In einer Filterblase zu sein, kann dazu führen, dass Menschen völlig verschiedene Geschichten, Nachrichten, Artikel und Werbung zu sehen bekommen, wie der interaktive Artikel Blue Feed, Red Feed verdeutlicht.
Es mag zunächst nicht schlecht klingen, nur Inhalte angezeigt zu bekommen, die auf Dich zugeschnitten sind. Aber denke einmal über das folgende Beispiel nach: Genauso, wie Dein Interesse an Videos über Hundetraining dazu führt, dass Dir immer weiter ähnliche Hunde-Videos vorschlagen werden, wird das Interesse Deines Nachbarn an Videos über Verschwörungstheorien ihn immer tiefer in diese Thematik hineinziehen. Im schlimmsten Fall können Filterblasen Nachbar- und Gemeinschaften und sogar ganze Nationen polarisieren.
Finde heraus, ob Du in einer Filterblase steckst! Setze Dich mit eine*r FreundIn oder Familienmitglied zusammen und vergleiche einmal, welche Themen ihr als Erstes in Nachrichten-Apps oder in den sozialen Medien seht. Überrascht Dich das Ergebnis? Seid ihr in verschiedenen Blasen oder in derselben? Wie das Ergebnis auch aussehen mag, Du kannst ihnen vorschlagen, ebenfalls den Tipps in diesem Daten-Detox zu folgen!
Wenn Du weißt, dass Du in Deinen Apps und auf Webseiten algorithmisch kuratierte Inhalte, die speziell für Sie entwickelt wurden, dann stellt sich die Frage, wie Du aus dieser Filterblase herauskommen kannst.
Bringe frischen Wind in Deine Nachrichten
Eine gute Möglichkeit, Deine Filterblase zum Platzen zu bringen, ist es, Dienste zu abonnieren, die Neuigkeiten und Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammentragen und sich eines Pools verschiedener Perspektiven bedienen. RSS-Feeds, Foren und Mailinglisten, die eine Bandbreite an Meinungen und Themen ansprechen, können Dir dabei helfen, Deine Blase zu überwinden. Global Voices und The Syllabus sind tolle Optionen für den Beginn.
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Projektpartner:
Finanziert von der Europäischen Union
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